Biogas in Deutschland unterschätzt?

Biomethan als Alternative zu fossilem Erdgas. Dies klingt nach einer sinnvollen Möglichkeit, auf fossile Energieträger verzichten zu können. Doch in Deutschland scheint dieser Trend noch nicht angekommen zu sein.

Blickt man zu den Nachbarn in Dänemark, sieht es ganz anders aus. Biogas-Anlagen werden dort mit Nachdruck aufgebaut mit dem Ziel, bis 2034 unabhängig von fossilem Erdgas zu werden.

Ein Nachteil zeigt sich dort jedoch auch schnell: In der Nähe der Biogasanlagen riecht es nicht sonderlich gut.

Wie funktionieren Biogas-Anlagen?

In sogenannten Fermentern produzieren Mikroben Biogas – rund um die Uhr, zu jeder Zeit. Als „Produkt“ wird in die Fermenter meist Gülle oder Dung gefüllt, aber auch Stroh und Bioabfälle werden herangezogen.

Diese Fermenter haben Größen von 8.000 bis 12.000 m³ und nach Zugabe der Mikroben, also Bakterien, bleibt der Inhalt zwischen 30 und 150 Tage in den Stahlkolossen. Während dieser Zeit vergären die Inhaltsstoffe und es entsteht „Rohgas“, das zu rund 60 Prozent aus Methan besteht. Der Rest ist beispielsweise Kohlendioxid und Schwefel, welches in Abtrennungs- und Entschwefelungsanlagen vom Methan getrennt werden.

Das danach rund 99 Prozent reine Methan wird in das Erdgasnetz eingespeist.

Biogas in Deutschland unterschätzt

In Deutschland hingegen sieht man das Potenzial dieser Technik offenbar noch nicht. Zwar gibt es rund 10.000 Biogasanlagen in Deutschland, aber nur rund 300 von Ihnen produzieren für das „Gasnetz“, was ungefähr 1% des Bedarfs Deutschlands abdeckt.

Die Gründe hierfür sind mannigfaltig. Entweder sind die Anlagen zu klein oder zu weit weg von Einspeisepunkten gelegen. Umrüstkosten sind hoch, Anreize der Regierung, in diesem Bereich zu investieren, fehlen.

Ein namhafter Anbieter in Deutschland ist das Unternehmen Verbio. Dieses expandiert mittlerweile international, da der Markt in Deutschland politisch voll mit Steinen gelegt wurde. Zuletzt halbierte sich Zeitweise der Unternehmenswert, als die SPD-Bundesministerin Svenja Schulze kurzerhand davon sprach, dass man ja „Lebensmittel in den Tank packe“ und dies aufhören müsse.

Dass für die Produktion von Biodiesel & Bioethanol (welches z.B. heute in jedem Benzin, z.B. e5 – 5% und e10 – 10 Prozent beigemischt ist) speziell für diese Verwendung angebautes Getreide  aus verschiedenen Bereichen verwendet wird, entging der Ministerin offenbar. 

Aus den entstehenden Abfallprodukten (z.B. der sogenannten Schlempe) kann Verbio als einer der wenigen Unternehmen weltweit weitere Rohstoffe bei Biogas oder Biodünger herstellen.

Es fehlt also im Moment der politische Wille, eine solche Technik zu fördern und als einen Teil der Energiewende zu betrachten. 

Die Bremsklötze der Technologie sind in diesem Fall ausgerechnet die Grünen, die in der Biogas-Technologie ein Konkurrenzprodukt zur Lebensmittelproduktion sehen. Das Potenzial scheint riesig, schaut man in andere Länder.

Aber Deutschland war schon einmal Vorreiter im Zerstören einer ganzen Branche – der Solarbranche. Vielleicht macht die Bundesregierung diesen Fehler hier erneut.

Dabei könnte die Biomethan- aber auch Bioethanolproduktion eine wichtige Brückentechnologie hin zu vollständig erneuerbaren Energien darstellen.

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