Wirtschaftsweise: AKW-Bereitschaft „schlechteste aller Lösungen“

Die Atomkraftwerke „in Bereitschaft zu halten, aber nicht laufen zu lassen, ist eigentlich die schlechteste aller Lösungen“, sagte sie dem „Heute-Journal“ im ZDF. Man habe die Kosten der Bereithaltung, denn man müsse das Personal bezahlen. „Man muss die Versorger eben entschädigen für diese Bereitstellung. Aber es wird keine günstige Energie produziert, die ja einen positiven Einfluss auf den Strompreis hätte“, so Grimm.

Die aktuelle Energie-Krise werde nicht von heute auf morgen verschwinden und alles deute darauf hin, dass die Gaspreise erst im Sommer 2024 nach unten gehen werden: „Und auch wenn die Gaspreise nach unten gehen, dann werden sie nicht auf das alte Niveau zurückfallen, sondern noch hoch bleiben“, warnte die Ökonomin. Teil der Lösung müsse sein, so viel Kapazität bereit zu stellen, wie möglich: „Also aktuell verfügbare Kraftwerke an den Markt zu bringen, um eben das Stromangebot auszuweiten, sodass eben das große Stromangebot auf die Nachfrage trifft und dadurch der Preis nach unten gedrückt wird. Das ist die kurzfristige Lösung, zumindest ein Teil der kurzfristigen Lösungen. Und da spielen die Atomkraftwerke eine Rolle, aber natürlich auch Kohlekraftwerke, die man eben auch zurück an den Markt bringen sollte, um die hohen Preise zu dämpfen.“ Eine langfristige Lösung sei Atomenergie allerdings nicht, so Grimm. „Es ist natürlich so, dass wir auf den Ausbau der erneuerbaren Energien setzen müssen. Aber der Ausbau der erneuerbaren Energien, selbst wenn die ambitionierten Ausbaupfade erreicht werden, die die Bundesregierung sich vorgenommen hat, wird eben nicht in den kommenden zwei, drei Jahren dafür sorgen, dass wir schon vollständig auf die Erneuerbaren vertrauen können.“ Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin hingegen verteidigte die Pläne von Habeck für eine AKW-Notfallreserve. „Der Ausstieg aus der Atomenergie zum 31. Dezember wird mit dieser Entscheidung festgeschrieben. So, wie es auch im Koalitionsvertrag steht“, sagte der frühere Bundesumweltminister dem „Spiegel“ dazu. „Unter sehr eng gefassten Bedingungen kann es passieren, dass in zwei Atomkraftwerken der Ausstieg erst zum 31. März 2023 stattfindet. Das war`s“, sagte Trittin.

Das Ergebnis des Stresstests habe ihn nicht überrascht: „Die während des Tests mehrfach verschärften Kriterien ließen kein anderes Ergebnis erwarten. Dass trotz der schlimmstmöglichen Annahmen für den Winter weder eine Laufzeitverlängerung noch ein Weiterbetrieb der Atomkraftwerke eine zwingende Schlussfolgerung ist, lässt mich schmunzeln“, sagte Trittin. „Offensichtlich wurden die Möglichkeiten der Atomkraft weit überschätzt“, so der Grünen-Bundestagsabgeordnete.

Zudem wies Trittin den Vorwurf zurück, das Festhalten an der Abschaltung des Atomkraftwerks in Lingen noch in diesem Jahr sei politisch gewollt: „Der Stresstest zeigt klar auf: Deutschland ist in Sachen Stromnetzstabilität geteilt.“ Überkapazitäten im Norden könnten nicht nach Süden weitergeschickt werden, weil es an Leitungen fehle. „Dort herrscht eine potenzielle Mangellage, weswegen im Süden nun eine nukleare Grundlast im Netz gelassen werden könnte. Hinzu kommt, dass die Brennstäbe in Lingen ausgelutscht sind“, sagte Trittin. Mit ihrer Forderung nach einem Weiterbetrieb von Kernkraftwerken glaube die FDP, „einen Strohhalm für ihren nicht optimal laufenden niedersächsischen Landtagswahlkampfgefunden zu haben“, so der Grünen-Politiker.

„Die Skepsis gegenüber Kernkraft ist in Niedersachsen groß – nicht nur bei den Grünen“, sagte er. „Viel Glück der FDP bei den niedersächsischen Wählerinnen und Wählern“, so Trittin.

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